Tag der Rettungskräfte

13. Juli 2019
18 Rettungs- und Hilfsorganisationen präsentierten sich und ihre Arbeit – Segnung des neuen Wechselladerfahrzeugs mit anschließendem Seefest – zehn Jahre Partnerschaft mit Feuerwehr Janovice

Eine imposante Präsenz mit hunderten von Einsatzkräften und eine interessante Demonstration der umfangreichen Aufgabengebiete bot der grenzüberschreitende „Tag der Rettungskräfte“ im Arracher Seepark-Gelände. Bereits zum dritten Mal konnten die Gäste ihre freiwilligen Helfer hautnah erleben. Weitere Feieranlässe waren die kirchliche Segnung des Wechsellader-Fahrzeugs der Arracher Wehr durch Pfarrer Johann Wutz und die Würdigung des zehnjährigen Freundschafts-Jubiläum mit der Feuerwehr Janovice nad Uhlavou (CZ), der Partnergemeinde von Arrach.

Beste Organisation leistete die FFW Arrach unter tatkräftiger Mithilfe aller Wehrkameraden und auch das Wetterglück war dem Veranstalter hold, als Vorsitzender Andreas Lohberger die Begrüßung vornahm und auf die einzelnen Programmpunkte und Angebote hinwies. Schon ab Beginn der Veranstaltung war der Besuch recht gut und im Laufe des Nachmittags kamen immer mehr Interessierte. Das Interesse für die einzelnen Vorführungen und die Infostände war bei den kleinen und großen Besuchern groß. In der ganzen Freizeitanlage präsentierten sich auch die FFW Haibühl-Ottenzell, FFW Lam mit Drehleiter, FFW Bad Kötzting mit Schlauchwagen, FFW Zandt mit Versorgungs-LKW Gerätesatz Hochwasser, Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung Standort Arrach, Technisches Hilfswerk Standort Cham, HvO Arrach, Wasserwachts-Ortsgruppe Lamer Winkel, Bergwacht Lam, Rettungshundestaffel Bayerwald, Polizeiinspektion Bad Kötzting, BRK-Kreisverband Cham und die Branddirektion Pilsen. Zudem boten drei Aussteller verschiedener Firmen ihr Angebot im Bereich der Hilfeleistung an. Von den Besuchern umlagert waren auch die Feuerwehrfahrzeuge aus dem benachbarten Tschechien.

Großes Publikum lockte die Vorführung der Spürhunde des Zolls, vertreten durch die Kontrolleinheit Verkehrswege Furth i. Wald und Regensburg an. Lehrwart Franz Multerer gab während der Vorführungen ausführlich über das Geschehen Auskunft. Erst nach mindestens einem Jahr intensiver Ausbildung, die in der Zollhundeschule Neuendettelsau geschieht, erlangt das gelehrige Tier das Prädikat „Schutzhund“ und wird zu den Kollegen in Dienst gestellt. Ihr Können zeigten Hundeführer Christian Pirzl mit „Crawall“, Ingo Mummert mit „Bill“, Markus Nelz mit „Ike“ und Hans Stöberl mit „Madoxx“ mit unterstützendem Trainer Markus Wolf und KEV-Leiter Karl-Heinz Englert. Zu sehen waren komplexe Gehorsamsübungen, der Einsatz auf Menschen, die sich der Kontrolle entziehen oder fliehen wollen und das Aufspüren von Rauschgift.

Ihr Können unter Beweis stellte auch die Flughelfergruppe Standort Thürnstein. Ein nicht wegzudenkendes Rettungsmittel war dabei der Hubschrauber, gesteuert von Pilot und Hauptkommissar Sebastian Illini (Polizeihubschrauberstaffel Roth) und unterstützt von Flugtechniker Stefan Liebers, der ihm als Einweiser die Situation am Boden beschreibt und ihn anweist. Eindrucksvoll vorgeführt wurden Lastentransporte eines IBC-Behälters, einer Tragkraftspritze, eines Löschwasser-Außenlastbehälters und das Feuerlöschen eines Rauchkörpers mittels Faltbehälter. Die Wasserwacht-Ortsgruppe Lamer Winkel stellte die Rettung eines Ertrinkenden per Schlauchboot nach und bei der Bergwacht Lam konnte man an der Kletterwand seine Schwindelfreiheit testen.
Mit einer Laufkarte konnten sich die kleinen Besucher des Festes auf den Weg machen und verschiedene Aufgaben (z. B. Zielspritzen auf ein Haus usw.) bewältigen. Die abgestempelten Karten dienten dann als Loscoupon für die abendliche Verlosung schöner Preise. Eine Riesenhüpfburg, Tatoo-Schminken und süße Waffeln (angeboten vom Kindergarten) gehörten ebenso zum Angebot wie die Möglichkeit, sich bei einem lustigen Fotoshooting mit „Feuerwehrmann Sam“ ablichten zu lassen.

„Gaffen ausdrücklich erlaubt“, meinte Bernd Hatzinger, der die realistische Schauübung eines THL-Einsatzes der FFW Arrach fachlich kommentierte. Hand in Hand arbeitete diese zusammen mit der Wehr aus Janovice und zeigte den zahlreichen umstehenden Zuschauern das Szenario eines Verkehrsunfalls mit Personenrettung mit Hilfe eines Rettungsspreizers. Vom Notruf bis zum Aufräumen der Unfallstelle konnte man dabei den Profis über die Schulter schauen. Dabei stellten die Helfer fest, dass deutsche und tschechische Rettungskräfte nach dem gleichen Schema vorgehen und die erforderlichen Handgriffe bestens saßen. Beim anschließenden Seefest sorgten die vielen freiwilligen Helfer der Arracher Wehr für das leibliche Wohl ihrer Gäste mit Getränken und Spezialitäten aus der Feuerwehr-Küche und Barbetrieb. Wegen der aufkommenden Regenfälle wurden flugs schützende Zelte aufgebaut. Musikalisch unterhielt das „Grenzland-Quartett“ bis in die Nacht hinein. Die Veranstaltung wurde gefördert über EUREGIO Ziel ETZ Freistaat Bayern-Tschechische Republik (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung).

Einen Höhepunkt des Tages bildete die Segnung des neuen Wechselladerfahrzeuges (WLF) der FFW Arrach. Dazu hatten sich zahlreiche Ehrengäste und Feuerwehrführungspersönlichkeiten auf dem Hartplatz im Seepark-Gelände versammelt. Aufstellung genommen hatte auch die „Armada“ der anderen WLFs aus den Standorten Waldmünchen, Roding, Rötz und Furth i. Wald. Die Begrüßung nahm Feuerwehrvorsitzender Andreas Lohberger vor.

Pfarrer Johann Wutz nahm die Lesung vom barmherzigen Samariter zum Thema und zog damit einen Vergleich zum Wahlspruch der Feuerwehr „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“. Das neue Fahrzeug möge dazu beitragen, in Gefahr die zerstörerische Gewalt des Feuers zu brechen und Unglück und Naturkatastrophen abzuwehren. Er bat auch um den Schutz des heiligen Florian für die Feuerwehrleute, die dieses Fahrzeug bedienen. Hatte der Himmel bis zu diesem Zeitpunkt dichtgehalten, so öffneten sich gerade in dem Moment die Schleusen, als Pfarrer Johann Wutz die Segnung vornehmen wollte. „Himmlischer Segen in Fülle“ meinte dieser humorvoll beim Besprengen des blumengeschmückten neuen Einsatzfahrzeugs, während sich zum Weihwasser wahre Regenmassen auf Fahrzeuge und Ehrengäste (unter dem schützenden Zeltdach) ergossen.

Landrat und Bezirkstagspräsident Franz Löffler ging in seinem Grußwort auf die Sicherheitslage in der Region und im internationalen Kontext ein. Frieden und Freiheit seien nicht mehr so selbstverständlich, meinte Löffler bezüglich Angriffen auf die Zivilgesellschaft aus der rechtsextremen Ecke. Kritische Worte fand er auch über die Selbstverständlichkeit in der Bevölkerung bezüglich sofortiger Hilfe im Rettungsfall. Dazu gehöre, dass Menschen trotz immer anspruchsvoller werdenden Einsätze bereit und in der Lage sind, mit hoher Ausbildungsqualität dem Ruf nachzufolgen. Dank der Kommunen, des Landkreises, des Freistaates und der Feuerwehrvereine seien die 191 Feuerwehren relativ gut ausgestattet. Pro Jahr würden ca. 800 000 Euro eingesetzt für die Ausstattung der Wehren. Größten Respekt verlange ihm jedoch die Weiterentwicklung und das Einschlagen eines innovativen Weges ab. Dies geschehe durch Trägerfahrzeuge mit wechselbaren Abrollbehältern. Das ganze System funktioniere jedoch nur dann, wenn die Kameraden bereit sind, über den bisherigen Dienst hinaus Einsätze zu leisten. „Mit großem Eifer und großer Einsatzzuverlässigkeit wird dieser Dienst geleistet“, so Löffler lobend. Finanziert wurden die Fahrzeuge durch die Sammelbestellung (zehn Prozent Staatszuschuss), den Landkreis (55 Prozent), die Kommune (10 000 Euro) und den Feuerwehrverein (25 000 Euro). Löffler gratulierte zum neuen Fahrzeug und überreichte einen Rosenkranz aus Neukirchen b. Hl. Blut zur guten Begleitung für Fahrzeug und Besatzung.

Bürgermeister Sepp Schmid hieß vor allem auch die tschechischen Gäste aus Janovice, Kommandant Marian Jiřík und Vorsitzenden Tomáš Jiřík, willkommen. Er blickte zurück auf die Anfänge des Wechsellader-Systems in Arrach, das sich sehr bewährt hat. Schmid dankte für die üppige Finanzspritze durch Staat und Landkreis. „Wir haben eine Feuerwehr und eine Feierwehr“, meinte er bezüglich der Mitfinanzierung durch den Feuerwehrverein. „Das Wichtigste ist der Mensch, der dahintersteht, der die Technik beherrscht und unzählige freiwillige Stunden im Ehrenamt verbringt mit Übungen und Ausbildungen. Die ganze Technik ist nichts wert ohne euch alle, die damit umgehen können“, sagte Schmid. Dies sei kein neues Spielzeug für die Feuerwehr, sondern ein modernes Gerät, mit dem geholfen werden kann.

Mit der Beschaffung des neuen dreiachsigen Wechselladerfahrzeuges sei ein weiterer wichtiger Baustein des Bedarfs- und Entwicklungsplanes der Gemeinde Arrach umgesetzt worden, so der Arracher Kommandant Matthias Schmid. Auf Landkreisebene war es das mittelfristige Ziel, in allen fünf KBI-Bereichen Wechselladerfahrzeugen zu stationieren, um sich im Bedarfsfall gegenseitig zu ergänzen und einen Container mit einer Länge von 6,90 Meter zu transportieren. „Wie wir heute eindrucksvoll sehen, wurde das Ziel inzwischen erreicht“, so Schmid. Die Feuerwehr sei keine Freizeiteinrichtung für technikbegeisterte Menschen, sondern gehört zur unverzichtbaren Infrastruktur für die Bevölkerung, unterstrich Schmid die Wichtigkeit einer zweckmäßigen Ausstattung der Feuerwehren für den Schutz der Menschen und ihrer Sachgüter in der Gemeinde.

KBR Michael Stahl arbeitet an weiteren Visionen. Die Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen werden künftig gefordert sein bei Vegetationsbrandbekämpfungen und Unwetterlagen als Folge von Klimaveränderungen. Er überreichte die Medaille des Kreisfeuerwehrverbandes an die Kommandanten von Waldmünchen und Arrach.

Der Anlass diente auch dazu, die zehnjährige Partnerschaft mit der Feuerwehr Janovice zu würdigen. Aus anfänglicher Partnerschaft und Kameradschaft und trotz unterschiedlicher Charaktere sei Freundschaft geworden, so Andreas Lohberger und überreichte einen Präsentkorb an den Vorsitzender Tomáš Jiřík. In seinen Dankesworten erinnerte dieser an die Anfänge der Partnerschaft und die damals herrschende Skepsis. Bei den Übungen habe man jedoch Gemeinsamkeiten festgestellt und auch die anfängliche Sprachbarriere konnte durch Verständigung mit Händen und Füßen überwunden werden. „Wenn man will, geht alles. Wir müssen die Zusammenarbeit pflegen, dann funktioniert es“, meinte Jiřík. Geschäftsführer Josef Nürnberger vom Vertragspartner LKW Service Nürnberger KG aus Furth i. Wald durfte dieses Projekt der fünf Wechsellader begleiten. Er zeigte sich begeistert über die Kameradschaft, Freundlichkeit und Herzlichkeit, der er während der letzten drei Jahre begegnet ist und sagte seine weitere Zusammenarbeit zu.